Jubiläum — 100 Jahre Wasserversorgung Gemeinde Sigriswil

Die Geschich­te der Was­ser­ver­sor­gung Gemein­de Sig­ris­wil 1923 — 2023

Die Was­ser­ver­sor­gung Gemein­de Sig­ris­wil fei­ert am 9. Juni 2023 ihr 100-jäh­ri­ges Bestehen! Wir neh­men das Jubi­lä­um zum Anlass, in regel­mäs­si­gen Abstän­den — ver­teilt über das gan­ze Jahr 2023 die Geschich­te der Was­ser­ver­sor­gung in der Gemein­de Sig­ris­wil zu erläu­tern. Bis zum heu­ti­gen Zeit­punkt sind die Fol­gen von der Grün­dungs­zeit bis in das Jahr 1990 erschienen. 

Grün­dung der Was­ser­ver­sor­gung Gemein­de Sig­ris­wil bis vor dem 2. Weltkrieg

Nebst dem Wis­sen, dass ein­wand­frei­es, bak­te­ri­en­lo­ses Trink­was­ser für die Gesund­heit des Men­schen von gros­ser Bedeu­tung ist und das Vor­han­den­sein einer tadel­lo­sen, lei­stungs­fä­hi­gen Trink­was­ser­an­la­ge die Vor­aus­set­zung für eine rege Bau­tä­tig­keit in der Gemein­de dar­stellt, war beson­ders der ver­hee­ren­de Dorf­brand von Mer­li­gen im Jahr 1889 der eigent­li­che Aus­lö­ser für die Grün­dung einer öffent­li­chen Was­ser­ver­sor­gung. Bis zu die­ser Zeit bestan­den, vie­le klei­ne und klein­ste pri­va­te Was­ser­ver­sor­gun­gen. Sie dien­ten pri­mär der Ver­sor­gung mit Trink­was­ser, nicht aber des Lösch­schut­zes in Form eines weit­läu­fi­gen Hydrantennetzes.

Bereits ein paar Jah­re frü­her, näm­lich am 13. März 1910 fand die Grün­dungs­ver­samm­lung der ehe­ma­li­gen WVG Mer­li­gen statt. In Sig­ris­wil dau­er­te das Gan­ze noch ein wenig län­ger. Gemäss der Chro­nik der WVG Sig­ris­wil herrsch­te Einig­keit dar­über, dass auf­grund der ein­gangs erwähn­ten Grün­den eine öffent­li­che Was­ser­ver­sor­gung zwin­gend rea­li­siert wer­den soll­te. Sobald jedoch die­ses gros­se Pro­jekt in die Wege gelei­tet wer­den soll­te, stell­ten sich ihm sofort die ersten Schwie­rig­kei­ten ent­ge­gen. Auch 10 Jah­re nach der Grün­dung der WVG Mer­li­gen, als anfangs der 20er Jah­re wie­der­um ein Initia­tiv­ko­mi­tee zusam­men­trat, um zunächst eine Was­ser­ver­sor­gung der Ort­schaf­ten Sig­ris­wil, Endorf und Gun­ten ins Auge zu fas­sen, sah sich die­ses von allem Anfang an ganz gewal­ti­gen Hinder­nissen gegen­über­ge­stellt. Da waren ein­mal die ver­schie­de­nen klei­nen Pri­vat­un­ter­neh­mun­gen, wel­che im Ver­lau­fe der Jah­re Grup­pen­ver­sor­gun­gen ins Leben geru­fen hat­ten, aber auch zahl­rei­che Ein­zel­gän­ger, die für ihren Pri­vat­ge­brauch bereits gesorgt hat­ten, wie z.B. die Hotels. Eine kom­men­de Genos­sen­schaft aber war gezwun­gen, woll­te sie über­le­bens­fä­hig blei­ben, ein Mono­pol anzu­stre­ben. Das hat­te zur Fol­ge, dass sie alle die­se Zwerg­un­ter­neh­mun­gen zurück­kau­fen muss­te. Die­ser äus­serst kost­spie­li­ge und mühe­vol­le Pro­zess der Kauf — und Dienst­bar­keits­ver­trä­ge dehn­te sich über vie­le Jah­re hinaus.

Am 9. Juni 1923 war es soweit: Die erste Haupt­ver­samm­lung der Genos­sen­schaft fand im Hotel Kreuz in Gun­ten statt. Der Name der Was­ser­ver­sor­gung lau­te­te damals noch Wasserversor­gungsgenossenschaft Sig­ris­wil – Gunten.

Kurz dar­auf star­te­ten die Arbei­ten für die Erstel­lung der Stamm­an­la­ge. Nur die Rüeg­gers­quel­len wur­den in Sachen Qua­li­tät und Quan­ti­tät vom Geo­lo­gen als ein­wand­frei ein­ge­stuft. Bereits ein Jahr nach der Grün­dung näm­lich im Novem­ber 1924, konn­te die Inbe­trieb­nah­me der Fas­sung inkl. Quell­ab­lei­tung und des neu erstel­len Reser­voirs Rötz­bach gefei­ert wer­den. Das Fest dau­er­te gan­ze zwei Tage! Gemäss Schil­de­run­gen heisst es wort­wört­lich, dass das Fest am zwei­ten Tag, am Vor­mit­tag bei etwas gelich­te­ten Rei­hen statt­fand, da aus begreif­li­chen Grün­den nicht alle den Hahn haben krä­hen hören. Immer­hin stieg die Zahl der Teil­neh­mer bis zum Mit­tag­essen im Hir­schen noch auf 25, wäh­rend es am Vor­ta­ge 32 gewe­sen waren.

Anfangs der 1930er Jah­re erwei­ter­te sich das Ver­sor­gungs­ge­biet auf die bei­den Dör­fer Wiler und Aesch­len. Für die Ver­sor­gung der bei­den Ort­schaf­ten wur­den die Quel­len Aeschlen­all­mend und Ober­hau­sen erwor­ben. Die dazu nöti­gen umfang­rei­chen Bau­ar­bei­ten, sei es für die Quell­fas­sung, den Bau von Reser­voirs oder beson­ders auch den Lei­tungs­bau wur­den zu Stun­den­an­sät­zen ver­rich­tet, die heu­te bedeu­tend höher lie­gen. Für einen Hand­la­ger muss­ten Fr. 0.90/h, für einen gelern­ten Mau­rer Fr. 1.35/h bezahlt werden.

Anders als in Wiler und Aesch­len, war im Jahr 1938 die Bereit­schaft zum Anschluss an die öffent­li­che Was­ser­ver­sor­gung der „Schwand­ner“ noch zu gering, so dass das Pro­jekt zum Aus­bau der Was­ser­ver­sor­gung im Gebiet Schwan­den wie­der in der Schub­la­de ver­schwand. Ein­zig das Schul­haus Schwan­den wur­de künf­tig durch die WVG Sig­ris­wil-Gun­ten versorgt.

Bei der Was­ser­ver­sor­gung herrscht Was­ser­man­gel – ein Grund­was­ser­pump­werk muss her

In den Jah­ren 1943 und 1945 muss­te erst­mals ein Zir­ku­lar ver­teilt wer­den, indem zur äus­ser­ten Was­ser­spar­sam­keit auf­ge­ru­fen wur­de. Es herrsch­te aku­ter Was­ser­man­gel. Auf­grund des­sen wur­de erst­mals über ein Pump­werk in Gun­ten nach­ge­dacht. Das Vor­ha­ben stiess nicht nur auf Gegen­lie­be. Das Grund­was­ser sei unfil­trier­tes, schmut­zi­ges See­was­ser posaun­te die Oppo­si­ti­on. „Che­mi­fä­ger“! – rie­fen die Befür­wor­ter an die Adres­se der Schwarz­ma­ler, bis schliess­lich die Gene­ral­ver­samm­lung 1946 das Pro­jekt zum Bau eines Grund­was­ser­pump­wer­kes geneh­mig­ten. Nach der wort­rei­chen Ver­hand­lung konn­te man zum Z’vie­ri über­ge­hen. Die­ses bestand, weil man es auf einen fleisch­lo­sen Tag getrof­fen hat­te, nur aus Spa­ghet­ti und Brot­brös­me­li. Es wur­de aller­dings gemun­kelt, es sei­en Fleisch­brös­me­li gewesen…

Durch die Inbe­trieb­nah­me des Pump­wer­kes konn­te das Dorf Gun­ten bestens ver­sorgt wer­den. Kur­ze Zeit spä­ter errich­te­te man beim Reser­voir Weis­sen Trühl ein wei­te­res Pump­werk, wel­ches ermög­lich­te das Was­ser nun bis in das Reser­voir Rötz­bach zu pum­pen und dadurch dem zeit­wei­sen Was­ser­man­gel im Gebiet Sig­ris­wil / Endorf ein Ende bereitete.

In den 1960er Jah­ren wur­de das Gebiet Eriz­bühl, Schö­noert­li erschlos­sen. Durch die Erstel­lung des Reser­voirs Sum­mer­hurd auf dem Mar­gel dach­te man, das Was­ser­pro­blem im Gebiet Rin­goldswilstrasse und Aesch­len gelöst zu haben. Da in die­sen Jah­ren jedoch auch die Quell­schüt­tun­gen auf der Aeschlen­all­mend zurück­gin­gen, konn­ten des­halb in den Jah­ren 1964–68 Anschluss­ge­su­che für Feri­en­häu­ser im eben genann­ten Gebiet nicht mehr bewil­ligt wer­den. Ent­span­nung brach­te erst das Teuf­fen­gra­ben­pro­jekt. Dies beinhal­te­te die Fas­sung des Teuf­fen­gra­ben­was­sers im Mei­ers­maad. Mit­tels zwei Pump­wer­ken gelangt seit­dem das Was­ser ins Reser­voir Stampf ober­halb Schwan­den. Von dort aus kann das Was­ser ent­we­der nach Sig­ris­wil oder aber via Schwan­den dem Reser­voir Sum­mer­hurd auf dem Mar­gel zuge­führt werden.

Mit der Lei­tung vom Reser­voir Stampf zum Reser­voir Sum­mer­hurd auf dem Mar­gel konn­te auch gleich das Dorf Schwan­den in Sachen Lösch- und Trink­was­ser ver­sorgt wer­den. Glei­ches gilt für das Dorf Mei­ers­maad, wel­ches in die­sen Jah­ren eben­falls durch die WVG Sig­ris­wil erschlos­sen wur­de. Ende 1970er konn­te die­ses gros­se Teuf­fen­gra­ben­pro­jekt abge­schlos­sen werden.

In den acht­zi­ger Jah­ren wur­de die Ver­sor­gung des Dor­fes Rin­golds­wil aktu­ell. Die sehr beschei­de­ne Trink­was­ser­ver­sor­gung des Dor­fes Rin­golds­wil wur­de von einer Brun­nen­ge­nos­sen­schaft getra­gen. Feh­len­de Lösch­ein­rich­tun­gen und ein gros­ser Erneue­rungs­be­darf der bestehen­den Anla­gen führ­ten dazu, dass die WVG Sig­ris­wil ange­fragt wur­de die Ver­sor­gung durch Trink- und Lösch­was­ser künf­tig sicher­zu­stel­len. Wie wich­tig ein Hydran­ten­netz ist, wur­de allen klar, als nur einen Tag nach Inbe­trieb­nah­me der Hydran­ten­lei­tung im Dorf­kern am 10. Dezem­ber 1989 ein Haus völ­lig abbrann­te. Ohne Hydran­ten wären wahr­schein­lich auch die benach­bar­ten Häu­ser abgebrannt!

Die Was­ser­ver­sor­gung kommt ins Alter – erste Sanie­run­gen wer­den nötig

Im Jahr 1990 wur­de das bis­he­ri­ge Grund­was­ser­pump­werk Gun­ten still­ge­legt und unmit­tel­bar unter der heu­ti­gen Bus­hal­te­stel­le bzw. dem Park­platz neu erstellt. Dank dem neu­en Pump­werk konn­te auf Jah­re hin­aus die Ver­sor­gungs­si­cher­heit für die Dör­fer Gun­ten, Sig­ris­wil und Endorf gewähr­lei­stet wer­den. Sel­bi­ges galt für das Dorf Mer­li­gen wo mit der Erschlies­sung der Stutz­quel­len (unter­halb der Alp Grön, Ein­gangs Justi­stal) eben­falls die Ver­sor­gungs­pro­ble­me gelöst wur­den. Auch im obe­ren Ver­sor­gungs­ge­biet waren beson­ders dank den Teuf­fen­gra­ben- und Rüeg­gers­quel­len die Ver­sor­gungs­pro­ble­me weit weg. Das Haupt­au­gen­merk galt in den 1990er Jah­ren des­halb den Lei­tungs­sa­nie­run­gen. Bis anhin wur­de, wie wir in den vor­he­ri­gen Bei­trä­gen gele­sen haben, das Lei­tungs­netz ste­tig aus­ge­baut und wei­te­re Dör­fer und Gebie­te erschlos­sen. Nun nach 70 Jah­ren wur­den erste Lei­tungs­sa­nie­run­gen fällig.

Das Jahr 1995 stand im Zei­chen einer umfas­sen­den, orga­ni­sa­to­ri­schen Ände­rung. Allen Genos­sen­schaf­tern wur­de ihr frü­her ein­be­zahl­tes Kapi­tal zurück­be­zahlt, so dass heu­te jeder Wasserbezüger/in und zugleich Liegenschaftsbesitzer/in — ohne Geld­ein­la­ge Genossenschafter/in wer­den kann. Es ent­ste­hen dem Genossenschafter/in durch sei­ne Mit­glied­schaft zwar kei­ne beson­de­ren Vor­tei­le oder Pflich­ten, aber er / sie erhält das Recht, an den Gene­ral­ver­samm­lun­gen durch das Stimm­recht mitzuentscheiden.

Über die Jahr­hun­dert­wen­de wur­den wei­te­re umfas­sen­de Lei­tungs­sa­nie­run­gen vor­ge­nom­men. Im Jahr­hun­dert­som­mer 2003 bekam beson­ders die WVG Sig­ris­wil zu spü­ren, was es für Aus­wir­kun­gen haben kann, bleibt der ersehn­te Regen über Mona­te prak­tisch aus. Sämt­li­che Quel­len zeig­ten Mini­mal­schüt­tun­gen. Im Teuf­fen­gra­ben, die Rück­ver­si­che­rung beson­ders für das obe­re und west­li­che Ver­sor­gungs­ge­biet, wur­den noch mick­ri­ge 62 l/min, anstatt den im Mit­tel gemes­se­nen Schüt­tun­gen von ca. 500–900 l/min gemes­sen. Die Dör­fer Sig­ris­wil, Endorf und Gun­ten muss­ten über Wochen prak­tisch aus­schliess­lich durch das Pump­werk Gun­ten ver­sorgt wer­den. In der sel­ben Zeit kam vom Amt für Was­ser und Abfall des Kan­tons Bern (AWA) erst­mals die Wei­sung eine Gene­rel­le Was­ser­ver­sor­gungs­pla­nung der Gemein­de Sig­ris­wil für einen Zeit­ho­ri­zont von ca. 40 Jah­ren zu erstel­len. Ein wich­ti­ger Bestand­teil die­ser Pla­nung bil­det die Ver­sor­gungs­si­cher­heit. Das AWA schreibt vor, dass jede Was­ser­ver­sor­gung auf eine zwei­te Was­ser­be­zugs­quel­le zurück­grei­fen kön­nen muss, um in Not­la­gen die Ver­sor­gung jeder­zeit auf­recht zu erhal­ten. Die WVG Sig­ris­wil erfüll­te zu die­ser Zeit bereits die Vor­ga­be, wird doch das Grund­was­ser­pump­werk als zwei­te Was­ser­be­zugs­quel­le, nebst den Quell­fas­sun­gen im obe­ren Ver­sor­gungs­ge­biet ange­se­hen. Anders die WVG Mer­li­gen, die ein­zig auf zwar zwei gros­se Was­ser­vor­kom­men zurück­grei­fen konn­te, die Quel­len jedoch aus dem­sel­ben Ein­zugs­ge­biet stam­men und somit nicht als von­ein­an­der unab­hän­gig ange­se­hen wur­den. Für Sig­ris­wil kam die Andro­hung vom AWA jedoch erschwe­rend hin­zu, die Was­ser­kon­zes­si­on für das Pump­werk Gun­ten, die bis ins Jahr 2029 rechts­kräf­tig ist, infol­ge feh­len­der Schutz­zo­ne, nicht ver­län­gern zu wol­len. Alle die­se geschil­derten Pro­ble­me und Vor­schrif­ten führ­ten dazu, dass die bei­den Was­ser­ver­sor­ger ab dem Jahr 2010 erst­mals ernst­haft über einen tech­ni­schen Zusam­men­schluss ver­han­del­ten. Ein Vor­gang, der lan­ge Zeit nicht vor­stell­bar war, konn­te doch zwi­schen den bei­den Was­ser­ver­sor­gun­gen Sig­ris­wil und Mer­li­gen ein gewis­ser Kon­kur­renz­ge­dan­ke nicht ganz abge­strit­ten werden.

Schon län­ger fan­den auch Gesprä­che für einen mög­li­chen Zusam­men­schluss zwi­schen der WVG Sig­ris­wil und der WV Tschin­gel statt. Die Beweg­grün­de waren sehr ähn­lich: Tschin­gel ver­füg­te nur über eine Was­ser­be­zugs­quel­le. Erschwe­rend kam der Umstand hin­zu, dass im Ober­dorf eine grös­se­re Über­bau­ung geplant war, die ab dem Reser­voir Tschin­gel nicht opti­mal ver­sorgt wer­den konn­te (feh­len­der Was­ser­druck). All dies führ­te dazu, dass an den Gene­ral­ver­samm­lun­gen im Früh­jahr 2012 der Zusam­men­schluss beschlos­sen wurde.

Ent­ste­hung Was­ser­ver­sor­gung Gemein­de Sig­ris­wil – die Trocken­pha­sen neh­men zu

Auf­grund der kan­to­na­len Vor­ga­ben vom Amt für Was­ser und Abfall, dass jede Was­ser­ver­sor­gung immer min­de­stens zwei «gros­se» Was­ser­be­zugs­or­te vor­wei­sen muss, inten­si­vier­ten sich die Gesprä­che zwi­schen der WVG Sig­ris­wil und WVG Mer­li­gen immer mehr. Im Mit­tel­punkt der Gesprä­che stand die Idee einer gemein­sa­men Ultra­fil­tra­ti­ons­an­la­ge für die Quel­len Stutz (Justi­stal).

Die Quel­len Stutz ver­fü­gen jeder­zeit über eine gros­se Schüt­tung (min­de­stens 1700 l/min), nei­gen bei Nie­der­schlä­gen aber dazu eine erhöh­te Trü­bung auf­zu­wei­sen. Die Idee des gemein­sa­men Pro­jek­tes bestand nun dar­in, das Was­ser so auf­zu­be­rei­ten, dass es zu jeder­zeit beste Qua­li­tät auf­weist und zu jeder­zeit sowohl von Mer­li­gen wie auch von Sig­ris­wil genutzt wer­den konn­te. Durch die­ses Bau­vor­ha­ben konn­ten sich die bei­den Was­ser­ver­sor­gun­gen gegen­sei­tig den vom AWA gefor­der­ten zwei­ten Was­ser­be­zugs­ort lie­fern. Im Jahr 2015 war es dann soweit: Die Genos­sen­schaf­ter geneh­mig­ten das Bau­pro­jekt inkl. eines Kre­dits in der Höhe von knapp Fr. 2.9 Mio. Im August 2016 star­te­ten die Bau­ar­bei­ten, die 11 Mona­te spä­ter, im Juli 2017 abge­schlos­sen wer­den konn­ten. Schon im dar­auf­fol­gen­den Jahr (2018) waren wir aus­ge­spro­chen froh um die Anla­ge, da die Quel­len ähn­lich dem Jahr­hun­dert­som­mer 2003 wie­der­um sehr stark zurückgingen.

Wäh­rend den gemein­sa­men Bau­ar­bei­ten rück­ten die bei­den Was­ser­ver­sor­gun­gen Sig­ris­wil und Mer­li­gen immer näher zusam­men. Nach vie­len Gesprä­chen unter­ein­an­der, aber auch unter Ein­be­zug der Ein­woh­ner­ge­mein­de Sig­ris­wil und dem Amt für Was­ser und Abfall des Kan­ton Bern, wur­de ein Zusam­men­schluss kon­kret. An den bei­den Gene­ral­ver­samm­lun­gen vom März 2019 wur­de der Zusam­men­schluss von den Genossenschaftern/innen besie­gelt. Es ent­stand die heu­ti­ge Was­ser­ver­sor­gung Gemein­de Sigriswil.

Auf­grund der beson­ders seit dem Jahr 2003 regel­mäs­sig auf­tre­ten­den, län­ge­ren Trocken­pha­sen muss­ten auch an der Was­ser­ver­sor­gungs­an­la­ge Ver­än­de­run­gen vor­ge­nom­men wer­den. In den letz­ten 10 Jah­ren wur­den sehr vie­le Arbei­ten mit dem Ziel in Angriff genom­men, den Aus­tausch von Was­ser aus den ver­schie­de­nen Ver­sor­gungs­ge­bie­ten zu ermög­li­chen. An die­ser Stel­le zu erwäh­nen sind die fol­gen­den Bauvorhaben:

  • Ver­bin­dungs­lei­tung Oert­li­bo­den – Oertli
  • Ver­bin­dungs­lei­tung Rin­golds­wil­stras­se – Dorf Tschingel
  • Ver­bin­dungs­lei­tung Dorf Tschin­gel – Aeschlen
  • Ver­bin­dungs­lei­tung Wiler – Merligen
  • Pump­ver­bin­dung Sig­ris­wil — Schwanden

Alle die­se Mass­nah­men ermög­li­chen uns sämt­li­ches, irgend­wo in unse­rem Ver­sor­gungs­ge­biet gefass­ten Was­ser über­all dort­hin zu brin­gen, wo es gera­de benö­tigt wird. In Rin­golds­wil ist es also theo­re­tisch mög­lich, Was­ser aus dem Justi­stal zu trin­ken und in Mer­li­gen wird das Spa­ghet­ti­was­ser mit Was­ser aus dem Mei­ers­maad angesetzt.

Die gröss­ten Ände­run­gen in den letz­ten Jah­ren betref­fen aber unbe­strit­ten die Über­wa­chung der gesam­ten Was­ser­ver­sor­gungs­an­la­ge mit einem elek­tro­ni­schen Netz­leit­sy­stem. Ange­fan­gen im Jahr 2009 und Schritt für Schritt wei­ter aus­ge­baut, ermög­licht uns die Netz­leit­stel­le heu­te die Fern­steue­rung und Fern­überwachung des kom­plet­ten Ver­sor­gungs­ge­bie­tes. 60 Mess­punk­te (Was­ser­zäh­ler) wer­den sekünd­lich ein­ge­le­sen. 90 Para­me­ter (Ein­lauf­klap­pen, Pum­pen­läu­fe, usw.) kön­nen ein­ge­stellt wer­den – knapp 600 Daten wer­den rund um die Uhr über­wacht. Dank den soeben beschrie­be­nen Inve­sti­tio­nen und dem Umstand, dass es heu­te EINE Was­ser­ver­sor­gung für die gan­ze Gemein­de Sig­ris­wil gibt, ist es uns heu­te mög­lich auf so aus­ser­ge­wöhn­li­che Wet­ter­ka­prio­len wie im ver­gan­ge­nen Jahr zu reagie­ren und jeder­zeit den siche­ren Trans­port von bestem Trink­was­ser von der Quel­le bis zum Ver­brau­cher zu garantieren.

Siche­rung der Was­ser­vor­kom­men – Blick über die Gemeindegrenze

In den letz­ten Jah­ren wur­den diver­se Pro­jek­te rea­li­siert, um den Was­ser­aus­tausch unter den ver­schie­de­nen Ver­sor­gungs­zo­nen inner­halb der Gemein­de zu ermög­li­chen. In einem näch­sten Schritt beab­sich­ti­gen wir die «Ver­net­zung» mit unse­ren Nach­bar­ver­sor­gun­gen (Was­ser­ver­sor­gung Zulg­tal und Was­ser­ver­sor­gung Ober­ho­fen). Eine Ver­bin­dungs­lei­tung ins Eriz (WV Zulg­tal) ermög­licht uns nebst der Erhö­hung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit, ins­be­son­de­re für das obe­re Ver­sor­gungs­ge­biet, die künf­ti­ge Ver­sor­gung des Dorfs Reust. Die Abklä­run­gen und Pro­jek­tie­run­gen lau­fen auf Hoch­tou­ren. Im unte­ren Ver­sor­gungs­ge­biet stre­ben wir eine Ver­bin­dungs­lei­tung mit der WV Ober­ho­fen an. Die­se Ver­bin­dungs­lei­tung dient pri­mär der Erhö­hung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit in Man­gel­la­gen, haben doch sowohl die WV Ober­ho­fen wie auch wir gewöhn­lich genü­gend Trink­was­ser für die Selbst­ver­sor­gung. Die bei­den Pro­jek­te zei­gen, dass wir bei der stra­te­gi­schen Aus­rich­tung unse­rer künf­ti­gen Was­ser­ver­sor­gung nicht bei der Gemein­de­gren­ze halt­ma­chen. Durch die Ver­net­zung mit Nach­bar­ver­sor­gun­gen erhö­hen wir die Ver­sor­gungs­si­cher­heit, ohne dass wir uns einem Was­ser­ver­bund (z.B. Was­ser­ver­bund Regi­on Thun, kurz WARET) anschlies­sen müs­sen. Die Was­ser­ver­sor­gung Gemein­de Sig­ris­wil unter­stützt die weit­ver­brei­te­te Ansicht zur zuneh­men­den Zen­tra­li­sie­rung der Was­ser­ver­sor­gung auf gan­ze Regio­nen (z.B. WARET) nicht. Unser Grund­satz liest sich fol­gen­der­mas­sen: Ver­net­zen ja – aber trotz der Zusam­men­schlüs­se darf die Ver­sor­gung der ein­zel­nen Ver­sor­gungs­ge­bie­ten nicht gänz­lich zen­tra­li­siert werden.

Damit unse­re Stra­te­gie umge­setzt wer­den kann, müs­sen die ver­schie­de­nen Was­ser­ver­sor­gun­gen ihre bestehen­den Was­ser­vor­kom­men sichern und ganz sicher in Zei­ten zuneh­men­der Trocken­pha­sen nicht auf­he­ben. Wir arbei­ten zur­zeit dar­an, sämt­li­che von uns genutz­ten Was­ser­vor­kom­men lang­fri­stig mit­tels Aktua­li­sie­rung der Schutz­zo­nen zu schüt­zen. Wir sind in der glück­li­chen Lage, dass sich bei uns im Trink­was­ser kei­ne unge­woll­ten Fremd­stof­fe (Stich­wort Chlo­rot­ha­lo­nil, Medi­ka­men­ten­rück­stän­de, etc.) befin­den. Durch die Aktua­li­sie­rung der Schutz­zo­nen soll das auch so bleiben.

Die Was­ser­ver­sor­gung Gemein­de Sig­ris­wil nutzt zur­zeit 10 Quell­ge­bie­te mit ins­ge­samt 40 ver­schie­de­nen Quel­len. Da sich prak­tisch sämt­li­che Quel­le im Karst­ge­biet befin­den, sind wir auf regel­mäs­si­ge Nie­der­schlä­ge ange­wie­sen. In den ver­mehrt auf­tre­ten­den Trocken­pha­sen dient uns als Rück­ver­si­che­rung das Grund­was­ser­pump­werk in Gun­ten. Auf­grund der «unend­li­chen» Was­ser­res­sour­ce Thu­ner­see sind wir über­zeugt, dort auch noch in 100 Jah­ren Was­ser bezie­hen zu kön­nen. Die bestehen­de Was­ser­kon­zes­si­on zur Ent­nah­me von Grund­was­ser läuft per 31.12.2029 aus. Als Rück­ver­si­che­rung der gesam­ten Was­ser­ver­sor­gung hat die Ver­län­ge­rung der Was­ser­kon­zes­si­on für uns abso­lu­te Priorität.Ein Wei­ter­be­trieb des bestehen­den Grund­was­ser­brun­nens (befin­det sich im Park vom Park­ho­tel Gun­ten) scheint fast aus­ge­schlos­sen (sehr vie­le Schutz­zo­nen­kon­flik­te). Wir suchen des­halb schon län­ger nach Alter­na­ti­ven. Favo­ri­siert wird die Rea­li­sie­rung eines Grund­was­ser­brun­nens im Thu­ner­see. Wich­tig: Wir beab­sich­ti­gen den Bezug von Grund­was­ser, nicht See­was­ser! Auch bei die­sem Pro­jekt blicken wir über die Gemein­de­gren­ze hin­weg, hilft doch ein Was­ser­be­zugs­ort mit einer «unend­li­chen» Was­ser­res­sour­ce dem gan­zen rech­ten Thu­ner­see­ufer. Noch müs­sen wir das Amt für Was­ser und Abfall (Kan­ton Bern) überzeugen.

Instand­hal­tung der Was­ser­ver­sor­gungs­an­la­ge

Nebst die­sen mög­li­chen Aus­bau­ten und Erwei­te­run­gen müs­sen jedes Jahr auch meh­re­re hun­dert­tau­send Fran­ken in die Erneue­rung der bestehen­den Was­ser­ver­sor­gungs­in­fra­struk­tur getä­tigt wer­den. Wie wir bereits in einer frü­he­ren Aus­ga­ben erwähnt haben, hat die gesam­te Was­ser­ver­sor­gungs­an­la­ge einen Wert von Fr. 55. Mio. Fran­ken. Jedes Jahr müs­sen wir hun­der­te von Metern Was­ser­lei­tun­gen erset­zen, damit wir die mitt­le­re Lebens­dau­er einer Was­ser­lei­tung (80 Jah­re) ein­hal­ten kön­nen. Ein grös­se­rer Brocken wird in den näch­sten Jah­ren der Neu­bau eines Reser­voirs für das Dorf Gun­ten sein. Anstel­le von heu­te 3 Reser­voirs beab­sich­ti­gen wir neu die Ver­sor­gung mit einem ein­zi­gen, gros­sen Reser­voir. Hin­zu kom­men die ste­ti­gen, sich erhö­hen­den Qua­li­täts­vor­schrif­ten. Um beson­ders die Doku­men­ta­ti­on der Unter­halts­ar­bei­ten opti­mal able­gen zu kön­nen, hilft uns seit einem Jahr eine elek­tro­ni­sche Instandhaltungssoftware.

Sie sehen, es war­ten diver­se Her­aus­for­de­run­gen auf uns. Sehr wahr­schein­lich müs­sen in naher Zukunft die Was­ser­ge­büh­ren leicht erhöht wer­den. In Anbe­tracht, dass bei uns ein Ein­fa­mi­li­en­haus im Mit­tel Fr 300.00 – 350.00 pro Jahr für Trink­was­ser berap­pen muss — natür­lich rund um die Uhr in bester Qua­li­tät ver­füg­bar – hof­fen wir, dass die Kosten — Schmerz­gren­ze noch nicht voll­um­fäng­lich erreicht ist. Um die Kosten mög­lichst tief zu hal­ten, arbei­ten wir seit jeher mit der grösst­mög­li­chen Effi­zi­enz. Wir sind stolz, ist es uns mög­lich, eine so umfas­sen­de Was­ser­ver­sor­gungs­an­la­ge (Fr. 55. Mio. Fran­ken) mit ins­ge­samt 260 Stel­len­pro­zen­ten zu betreiben.