100 Jahre Wasserversorgung Gemeinde Sigriswil
Die Wasserversorgung Gemeinde Sigriswil feiert am 9. Juni 2023 ihr 100-jähriges Bestehen! Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, in regelmässigen Abständen — verteilt über das ganze Jahr 2023 — im Sigriswiler Anzeiger die Geschichte der Wasserversorgung in der Gemeinde Sigriswil zu erläutern. Heute widmen wir uns der Gründungszeit
Gründung der Wasserversorgung Gemeinde Sigriswil bis vor dem 2. Weltkrieg
Nebst dem Wissen, dass einwandfreies, bakterienloses Trinkwasser für die Gesundheit des Menschen von grosser Bedeutung ist und das Vorhandensein einer tadellosen, leistungsfähigen Trinkwasseranlage die Voraussetzung für eine rege Bautätigkeit in der Gemeinde darstellt, war besonders der verheerende Dorfbrand von Merligen im Jahr 1889 der eigentliche Auslöser für die Gründung einer öffentlichen Wasserversorgung. Bis zu dieser Zeit bestanden, viele kleine und kleinste private Wasserversorgungen. Sie dienten primär der Versorgung mit Trinkwasser, nicht aber des Löschschutzes in Form eines weitläufigen Hydrantennetzes.
Bereits ein paar Jahre früher, nämlich am 13. März 1910 fand die Gründungsversammlung der ehemaligen WVG Merligen statt. In Sigriswil dauerte das Ganze noch ein wenig länger. Gemäss der Chronik der WVG Sigriswil herrschte Einigkeit darüber, dass aufgrund der eingangs erwähnten Gründen eine öffentliche Wasserversorgung zwingend realisiert werden sollte. Sobald jedoch dieses grosse Projekt in die Wege geleitet werden sollte, stellten sich ihm sofort die ersten Schwierigkeiten entgegen. Auch 10 Jahre nach der Gründung der WVG Merligen, als anfangs der 20er Jahre wiederum ein Initiativkomitee zusammentrat, um zunächst eine Wasserversorgung der Ortschaften Sigriswil, Endorf und Gunten ins Auge zu fassen, sah sich dieses von allem Anfang an ganz gewaltigen Hindernissen gegenübergestellt. Da waren einmal die verschiedenen kleinen Privatunternehmungen, welche im Verlaufe der Jahre Gruppenversorgungen ins Leben gerufen hatten, aber auch zahlreiche Einzelgänger, die für ihren Privatgebrauch bereits gesorgt hatten, wie z.B. die Hotels. Eine kommende Genossenschaft aber war gezwungen, wollte sie überlebensfähig bleiben, ein Monopol anzustreben. Das hatte zur Folge, dass sie alle diese Zwergunternehmungen zurückkaufen musste. Dieser äusserst kostspielige und mühevolle Prozess der Kauf — und Dienstbarkeitsverträge dehnte sich über viele Jahre hinaus.
Am 9. Juni 1923 war es soweit: Die erste Hauptversammlung der Genossenschaft fand im Hotel Kreuz in Gunten statt. Der Name der Wasserversorgung lautete damals noch Wasserversorgungsgenossenschaft Sigriswil – Gunten.
Kurz darauf starteten die Arbeiten für die Erstellung der Stammanlage. Nur die Rüeggersquellen wurden in Sachen Qualität und Quantität vom Geologen als einwandfrei eingestuft. Bereits ein Jahr nach der Gründung nämlich im November 1924, konnte die Inbetriebnahme der Fassung inkl. Quellableitung und des neu erstellen Reservoirs Rötzbach gefeiert werden. Das Fest dauerte ganze zwei Tage! Gemäss Schilderungen heisst es wortwörtlich, dass das Fest am zweiten Tag, am Vormittag bei etwas gelichteten Reihen stattfand, da aus begreiflichen Gründen nicht alle den Hahn haben krähen hören. Immerhin stieg die Zahl der Teilnehmer bis zum Mittagessen im Hirschen noch auf 25, während es am Vortage 32 gewesen waren.
Anfangs der 1930er Jahre erweiterte sich das Versorgungsgebiet auf die beiden Dörfer Wiler und Aeschlen. Für die Versorgung der beiden Ortschaften wurden die Quellen Aeschlenallmend und Oberhausen erworben. Die dazu nötigen umfangreichen Bauarbeiten, sei es für die Quellfassung, den Bau von Reservoirs oder besonders auch den Leitungsbau wurden zu Stundenansätzen verrichtet, die heute bedeutend höher liegen. Für einen Handlager mussten Fr. 0.90/h, für einen gelernten Maurer Fr. 1.35/h bezahlt werden.
Anders als in Wiler und Aeschlen, war im Jahr 1938 die Bereitschaft zum Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung der „Schwandner“ noch zu gering, so dass das Projekt zum Ausbau der Wasserversorgung im Gebiet Schwanden wieder in der Schublade verschwand. Einzig das Schulhaus Schwanden wurde künftig durch die WVG Sigriswil-Gunten versorgt.
Erfahren Sie in der nächsten Folge, wie es zum Bau des Grundwasserpumpwerkes in Gunten kam und weitere Gebiete durch die Wasserversorgungsgenossenschaft Sigriswil – Gunten erschlossen wurden.
Bei Fragen rund ums Jubiläum oder allgemein ums kühle Nass stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.