Geschichte

Wie die WVG Sigriswil und Merligen zur Wasserversorgung
Gemeinde Sigriswil wurde. Ein Einblick in die Geschichte – Gestern, Heute und Morgen.

Wasserversorgung Heute

In der Gemein­de Sig­ris­wil neh­men meh­re­re Was­ser­ver­sor­gungs­ge­nos­sen­schaf­ten den Versor­gungsauftrag wahr. Mit Abstand die gröss­te Ver­sor­gung ist die öffent­li­che Was­ser­ver­sor­gung Gemein­de Sig­ris­wil (WV Gemein­de Sig­ris­wil). Sie ver­sorgt die Dör­fer Mei­ers­maad, Schwan­den, Tschin­gel, Rin­golds­wil, Aesch­len, Gun­ten, Mer­li­gen, Sig­ris­wil, Endorf und Wiler. Nebst der öffent­li­chen Wasserversor­gung gibt es meh­re­re klei­ne­re Ver­sor­gun­gen (Genos­sen­schaft Schwan­den, die einen Teil des Dorf­kerns Schwan­den ver­sorgt, die Genos­sen­schaf­ten Bärenegg/Kat­zenegg in Mer­li­gen und die Alp­was­ser­ver­sor­gungs­ge­nos­sen­schaft Justi­stal). Dane­ben ver­sor­gen sich in der Gemein­de, Lie­genschaften über haus­ei­ge­ne Was­ser­ver­sor­gun­gen selbst. Zu die­sen gehört das Dorf Reust, wel­ches über kei­ne öffent­li­che Was­ser­ver­sor­gung ver­fügt. Hier ver­fü­gen alle Häu­ser über eine eige­ne, pri­va­te Was­ser­ver­sor­gung. Einen Spe­zi­al­fall fin­den wir im west­lich­sten Teil des Gemein­de­ge­bie­tes, näm­lich im Oert­li. Dort wer­den 33 Liegenschaf­ten, die sich auf Ober­hof­ner Boden befin­den, durch die WV Gemein­de Sig­ris­wil versorgt.

Sowohl die haus­ei­ge­nen Was­ser­ver­sor­gun­gen, wie auch die klei­ne­ren Ver­sor­gun­gen Bären­egg, Kat­zen­egg und Schwan­den die­nen ein­zig der Ver­sor­gung mit Trink­was­ser. Ein­zig die Wasserver­sorgung Gemein­de Sig­ris­wil garan­tiert nebst der Ver­sor­gung von genü­gend Trink­was­ser auch die Sicher­stel­lung des Lösch­schut­zes mit­tels eines syste­ma­ti­schen Hydran­ten­net­zes. Die Si­cherstellung des Lösch­schut­zes geht in der öffent­li­chen Wahr­neh­mung oft ver­ges­sen, wobei ca. 40% aller Auf­wen­dun­gen zu Lasten des Lösch­schut­zes gehen. Nebst den Hydran­ten müs­sen die Lei­tun­gen ent­spre­chend grös­ser dimen­sio­niert wer­den, die Reser­voi­re müs­sen eine Lösch­re­ser­ve beinhal­ten und sind des­we­gen auch grös­ser, usw.

Die Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung mit Was­ser und die Sicher­stel­lung von Lösch­was­ser ist in der Schweiz eine Gemein­de­auf­ga­be. In der Gemein­de Sig­ris­wil hat die Ein­woh­ner­ge­mein­de Sigris­wil die­se Auf­ga­be an die Was­ser­ver­sor­gung Gemein­de Sig­ris­wil über­tra­gen. Von den ca. 4800 Ein­woh­nern der Gemein­de Sig­ris­wil wer­den ca. 4300 durch die WV Gemein­de Sig­ris­wil ver­sorgt. Die WV Gemein­de Sig­ris­wil ist als Genos­sen­schaft organi­siert. Die Genos­sen­schaft wird von einem, aus der Mit­te der Genos­sen­schaf­ter gewähl­ten Vor­stand gelei­tet; ober­stes Organ ist die Gene­ral­ver­samm­lung der Genos­sen­schaf­ter. Die Füh­rung der Genos­sen­schaft erfolgt, gestützt auf die von der Gene­ral­ver­samm­lung geneh­mig­ten Sta­tu­ten, das Regle­ment und den Tarif. Genos­sen­schaf­ter kann jeder Lie­gen­schafts­be­sit­zer mit Anschluss an der Was­ser­ver­sor­gung Gemein­de Sig­ris­wil wer­den; es besteht jedoch kei­ne Pflicht zur Mit­glied­schaft. Die Genos­sen­schaf­ter besit­zen kei­ne Anteil­schei­ne. Es han­delt sich um eine Genos­sen­schaft ohne Genossenschaftskapital.

Bis ins Jahr 1998 zahl­te die Ein­woh­ner­ge­mein­de Sig­ris­wil jähr­lich diver­se Bei­trä­ge an die damals noch zwei öffent­li­chen Was­ser­ver­sor­gun­gen Sig­ris­wil und Mer­li­gen. Die Ge­meinde war damals für den Lösch­schutz und die damit ver­bun­de­nen Auf­wen­dun­gen wie Hydra­ten, Leitun­gen, Spei­cher­vo­lu­men usw. ver­ant­wort­lich. Nach der Ein­füh­rung des neu­en Wasserversor­gungsgesetzes des Kan­tons Bern (1998) war eine künf­ti­ge finan­zi­el­le Betei­li­gung der Gemein­de an die bei­den Genos­sen­schaf­ten aus­ge­schlos­sen. Das Gesetz ver­langt die Eigen­wirt­schaft­lich­keit der Was­ser­ver­sor­gun­gen. Die Ein­nah­men set­zen sich haupt­säch­lich aus den jähr­lich, wie­der­keh­ren­den Was­ser­ge­büh­ren und den ein­ma­li­gen Anschluss­ge­büh­ren zusammen.

Die gesam­te Was­ser­ver­sor­gungs­an­la­ge hat einen Wie­der­be­schaf­fungs­wert von über Fr. 55. Mio. Im Ver­hält­nis zu den ver­sorg­ten rund 4400 Per­so­nen gehö­ren die Wert­erhal­tungs­ko­sten pro Ein­woh­ner zu den höch­sten im Kan­ton Bern. Dies ist beson­ders der Weit­läu­fig­keit der Ge­meinde und der Topo­lo­gie geschul­det. Das Ver­sor­gungs­ge­biet erstreckt sich von 560 m.ü.M. am Ufer des Thu­ner­sees hoch bis nach Schwan­den auf einer Höhe von 1150 m.ü.M. Er­schwerend hin­zu kommt die Gun­ten­schlucht, wei­ter oben Bühl­gra­ben genannt. Dies zwingt uns, sowohl west­lich wie auch öst­lich davon, eine Was­ser­ver­sor­gungs­an­la­ge zu unter­hal­ten. Die­se muss auch bei einem Unter­bruch der wich­ti­gen Ost-West-Ver­bin­dung, sei es in Schwan­den oder Gun­ten, rei­bungs­los funktionieren.

Um die gesam­te Was­ser­ver­sor­gungs­an­la­ge über­wa­chen und bewirt­schaf­ten zu kön­nen, unter­stützt uns ein digi­ta­les Netz­leit­sy­stem. Ange­fan­gen im Jahr 2009 und Schritt für Schritt wei­ter aus­ge­baut, ermög­licht uns die Netz­leit­stel­le seit dem Jahr 2017 die Fern­steue­rung und Fern­überwachung des kom­plet­ten Versorgungsgebiet.

Dorfbrand von Merligen

Ein Blick zurück

Ein Blick in die Ver­gan­gen­heit zeigt war­um es damals über­haupt zur Grün­dung von zwei öffent­li­chen Wasserversorgun­gen (Was­ser­ver­sor­gung Sig­ris­wil und Mer­li­gen) kam und was seit der Grün­dung geschah.

Neben dem Wis­sen, dass ein­wand­frei­es, bak­te­ri­en­lo­ses Trink­was­ser für die Gesund­heit des Men­schen von gros­ser Bedeu­tung ist und das Vor­han­den­sein einer tadel­lo­sen, lei­stungs­fä­hi­gen Trink­was­ser­an­la­ge die Vor­aus­set­zung für eine rege Bau­tä­tig­keit in der Gemein­de dar­stellt, war beson­ders der ver­hee­ren­de Dorf­brand von Mer­li­gen im Jahr 1889 der eigent­li­che Aus­lö­ser für die Grün­dung der bei­den Was­ser­ver­sor­gun­gen Sig­ris­wil und Mer­li­gen. Bis zu die­ser Zeit bestan­den, vie­le klei­ne pri­va­te Was­ser­ver­sor­gun­gen. Sie dien­ten pri­mär der Ver­sor­gung mit Trink­was­ser, nicht aber des Lösch­schut­zes in Form eines weit­läu­fi­gen Hydrantennetzes.

Die WVG Mer­li­gen wur­de schliess­lich am 2. August 1909 gegrün­det (Geneh­mi­gung der Sta­tu­ten durch die Gemein­de­ver­samm­lung Sig­ris­wil). Die eigent­li­che Grün­dungs­ver­samm­lung an wel­cher auch der erste Vor­stand gewählt wur­de, fand am 13. März 1910 statt.

In Sig­ris­wil dau­er­te das Gan­ze noch ein wenig län­ger. Gemäss der Chro­nik der WVG Sig­ris­wil herrsch­te Einig­keit dar­über, dass auf­grund der ein­gangs erwähn­ten Grün­den eine öffent­li­che Was­serversorgung zwin­gend rea­li­siert wer­den soll­te. Als jedoch die­ses gros­se Pro­jekt in die Wege gelei­tet wer­den soll­te, gab es sofort die ersten Schwie­rig­kei­ten. Auch 10 Jah­re nach der Grün­dung der WVG Mer­li­gen, als anfangs der 20er Jah­re wie­der­um ein Initia­tiv­ko­mi­tee zusam­men­trat, um zunächst eine Was­ser­ver­sor­gung der Ort­schaf­ten Sig­ris­wil, Endorf und Gun­ten ins Auge zu fas­sen, sah sich die­ses von allem Anfang an ganz gewal­ti­gen Hinder­nissen gegen­über­ge­stellt. Da waren ein­mal die ver­schie­de­nen klei­nen Pri­vat­un­ter­neh­mun­gen, wel­che im Ver­lau­fe der Jah­re Grup­pen­ver­sor­gun­gen ins Leben geru­fen hat­ten, aber auch zahl­rei­che Ein­zel­gän­ger, die für ihren Pri­vat­ge­brauch bereits gesorgt hat­ten, wie z.B. die Hotels. Eine kom­mende Genos­sen­schaft aber war gezwun­gen, woll­te sie über­le­bens­fä­hig blei­ben, ein Mono­pol anzu­stre­ben. Das hat­te zur Fol­ge, dass sie alle die­se Zwerg­un­ter­neh­mun­gen zurück­kau­fen muss­te. Die­ser äus­serst kost­spie­li­ge und mühe­vol­le Pro­zess der Kauf — und Dienstbarkeitsver­träge dehn­te sich über vie­le Jah­re hinaus.

Am 9. Juni 1923 war es soweit: Die erste Haupt­ver­samm­lung der Genos­sen­schaft fand im Hotel Kreuz in Gun­ten statt. Der Name der Was­ser­ver­sor­gung lau­te­te damals noch Was­ser­ver­sor­­gungs-
genos­sen­schaft Sig­ris­wil – Gunten.

Noch im sel­ben Jahr der Grün­dung der WVG Mer­li­gen star­te­ten im Som­mer 1910 die Arbei­ten zur Erstel­lung des ersten Reser­voirs auf der Ope­ten-Egg. Das Was­ser stamm­te aus der Wyssen­talquelle. In den dar­auf­fol­gen­den Jah­ren wur­de das Lei­tungs­netz ste­tig aus­ge­baut. Im Jahr 1933 konn­te die Was­ser­ver­sor­gung vom Hotel Bea­tus die Büt­zen­quel­le kau­fen. Ein Jahr spä­ter began­nen die Arbei­ten zum Bau des sich noch heu­te im Betrieb befin­den­den Reser­voirs Büt­zen. Danach befand sich das Haupt­au­gen­merk wie­der­um auf dem Lei­tungs­aus­bau und der Über­nahme von pri­va­ten Was­ser­ver­sor­gern. Ende der 60er Jah­ren stand die Fra­ge im Raum, ob in Mer­li­gen ein Grund- oder See­was­ser­werk­pump­werk erstellt wer­den soll­te. Die Idee ver­san­de­te aber wie­der, dies vor allem, weil anfangs der 70er Jah­re die Was­ser­fas­sung im Gebiet Grön ins Zen­trum rück­te. Es wur­den ergie­bi­ge Quell­schüt­tun­gen gemes­sen. Nach hohen Inve­sti­tio­nen für die Erstel­lung der Fas­sungs­an­la­gen und dem Erhalt der Was­ser­kon­zes­si­on durch den Kan­ton Bern im Jahr 1981 schien der chro­ni­sche Was­ser­man­gel im Dorf Mer­li­gen beho­ben. Lei­der hielt das Glück nicht lan­ge. Bereits ein paar Jah­re spä­ter konn­te das Quell­was­ser nicht mehr genutzt wer­den, der Anteil von Grön­bach­was­ser war zu hoch, die Qua­li­tät zu schlecht. In die­ser Zeit muss­te die WVG Mer­li­gen immer wie­der bei der Gemein­de vor­stel­lig wer­den um den Vor­be­halt anbrin­gen zu kön­nen, dass wegen dem man­geln­den Was­serd­ar­ge­bot kei­ne grös­se­ren Bauvor­haben mehr bewil­ligt wer­den konn­ten. Auf­grund der nega­ti­ven Ergeb­nis­se der Grön­quel­len ging die Suche nach einer geeig­ne­ten Quel­le wei­ter. Gefun­den wur­de sie schliess­lich in den Stutz­quellen. In den Jah­ren 1989 bis 1997 kam es zum Bau des Reser­voirs Wys­sen­tal, der Fas­sungsanlagen im Stutz (unter­halb der Alp Grön) und der dazu­ge­hö­ren­den Quell­ab­lei­tung in das eben genann­te Reser­voir Wys­sen­tal. End­lich konn­te der Was­ser­man­gel im Dorf Mer­li­gen gelöst wer­den. Ein­zi­ger, dafür aber ein ziem­lich gros­ser Wer­muts­trop­fen in die­ser Zeit, waren die Fi­nanzen. Die Abrech­nungs­sum­me die­ser gros­sen Bau­vor­ha­ben lag bei weit über 3. Mio. Fran­ken. Um die Schul­den til­gen zu kön­nen, muss­ten sämt­li­che an der WVG Mer­li­gen ange­schlos­sen Lie­gen­schaf­ten eine ein­ma­li­ge Bereit­stel­lungs­ge­bühr zahlen.

Nun kom­men wir wie­der zurück zur WVG Sig­ris­wil. Nach­dem, wie wir gehört haben, 1923 die Grün­dung gefei­ert wur­de, star­te­ten auch dort noch im sel­ben Jahr die Arbei­ten für die Erstel­lung der Stamm­an­la­ge. Anders als in Mer­li­gen muss­ten für die Ver­sor­gung der Dör­fer Sig­ris­wil, En­dorf und Gun­ten geo­gra­fisch grös­se­re Distan­zen über­wun­den wer­den. Nur die Rüeg­gers­quel­len wur­den in Sachen Qua­li­tät und Quan­ti­tät vom Geo­lo­gen als ein­wand­frei ein­ge­stuft. Bereits ein Jahr nach der Grün­dung näm­lich im Novem­ber 1924, konn­te die Inbe­trieb­nah­me der Fas­sung inkl. Quell­ab­lei­tung und des neu erstel­len Reser­voirs Rötz­bach gefei­ert wer­den. Das Fest dau­er­te gan­ze zwei Tage! Gemäss Schil­de­run­gen heisst es wort­wört­lich, dass das Fest am zwei­ten Tag, am Vor­mit­tag bei etwas gelich­te­ten Rei­hen statt­fand, da aus begreif­li­chen Grün­den nicht alle den Hahn haben krä­hen hören. Immer­hin stieg die Zahl der Teil­neh­mer bis zum Mit­tag­essen im Hir­schen noch auf 25, wäh­rend es am Vor­ta­ge 32 gewe­sen waren.

Anfangs der 1930er Jah­re erwei­ter­te sich das Ver­sor­gungs­ge­biet auf die bei­den Dör­fer Wiler und Aesch­len. Für die Ver­sor­gung der bei­den Ort­schaf­ten wur­den die Quel­len Aeschlen­all­mend und Ober­hau­sen erwor­ben. Die dazu nöti­gen umfang­rei­chen Bau­ar­bei­ten, sei es für die Quell­fassung, den Bau von Reser­voirs oder beson­ders auch den Lei­tungs­bau wur­den zu Stundenan­sätzen ver­rich­tet, die heu­te bedeu­tend höher lie­gen. Für einen Hand­la­ger muss­ten Fr. 0.90/h, für einen gelern­ten Mau­rer Fr. 1.35/h bezahlt werden.

Anders als in Wiler und Aesch­len, war im Jahr 1938 die Bereit­schaft zum Anschluss an die öf­fentliche Was­ser­ver­sor­gung der «Schwand­ner» noch zu gering, so dass das Pro­jekt zum Aus­bau der Was­ser­ver­sor­gung im Gebiet Schwan­den wie­der in der Schub­la­de ver­schwand. Ein­zig das Schul­haus Schwan­den wur­de künf­tig durch die WVG Sig­ris­wil-Gun­ten versorgt.

In den Jah­ren 1943 und 45 muss­te erst­mals ein Zir­ku­lar ver­teilt wer­den, indem zur äus­ser­ten Was­ser­spar­sam­keit auf­ge­ru­fen wur­de. Es herrsch­te aku­ter Was­ser­man­gel. Auf­grund des­sen wur­de erst­mals über ein Pump­werk in Gun­ten nach­ge­dacht. Das Vor­ha­ben stiess nicht nur auf Gegen­lie­be. Das Grund­was­ser sei unfil­trier­tes, schmut­zi­ges See­was­ser posaun­te die Opposi­tion. «Che­mi­fä­ger»! – rie­fen die Befür­wor­ter an die Adres­se der Schwarz­ma­ler, bis schliess­lich die Gene­ral­ver­samm­lung 1946 das Pro­jekt geneh­mig­te. Nach der wort­rei­chen Ver­hand­lung konn­te man zum Z’vie­ri über­ge­hen. Die­ses bestand, weil man es auf einen fleisch­lo­sen Tag getrof­fen hat­te, nur aus Spa­ghet­ti und Brot­brös­me­li. Es wur­de aller­dings gemun­kelt, es sei­en Fleisch­brös­me­li gewesen…

Durch die Inbe­trieb­nah­me des Pump­wer­kes konn­te das Dorf Gun­ten bestens ver­sorgt wer­den. Kur­ze Zeit spä­ter errich­te­te man beim Reser­voir Wys­sen Truel ein wei­te­res Pump­werk, wel­ches es ermög­lich­te das Was­ser nun bis in das Reser­voir Rötz­bach zu pum­pen und dadurch dem­zeit­wei­sen Was­ser­man­gel im Gebiet Sig­ris­wil / Endorf ein Ende bereitete.

In den 1960er Jah­ren wur­de das Gebiet Eriz­bühl, Schö­noert­li erschlos­sen. Durch die Erstel­lung des Reser­voirs Sum­mer­hurd auf dem Mar­gel dach­te man, das Was­ser­pro­blem im Gebiet Rin­goldswilstrasse und Aesch­len gelöst zu haben. Da in die­sen Jah­ren jedoch auch die Quellschüt­tungen auf der Aeschlen­all­mend zurück­gin­gen, konn­ten des­halb in den Jah­ren 1964–68 An­schlussgesuche für Feri­en­häu­ser im eben genann­ten Gebiet nicht mehr bewil­ligt wer­den. Ent­spannung brach­te erst das Teuf­fen­gra­ben­pro­jekt. Dies beinhal­te­te die Fas­sung des Teuffengra­benwassers im Mei­ers­maad. Mit­tels zwei Pump­wer­ken gelangt seit­dem das Was­ser ins Reser­voir Stampf ober­halb Schwan­den. Von dort aus kann das Was­ser ent­we­der nach Sig­ris­wil oder aber via Schwan­den dem Reser­voir Sum­mer­hurd auf dem Mar­gel zuge­führt werden.

Mit der Lei­tung vom Reser­voir Stampf zum Reser­voir Sum­mer­hurd auf dem Mar­gel konn­te auch gleich das Dorf Schwan­den in Sachen Lösch- und Trink­was­ser ver­sorgt wer­den. Glei­ches gilt für das Dorf Mei­ers­maad, wel­ches in die­sen Jah­ren eben­falls durch die WVG Sig­ris­wil erschlos­sen wur­de. Ende 1970er konn­te die­ses gros­se Teuf­fen­gra­ben­pro­jekt abge­schlos­sen werden.

In den acht­zi­ger Jah­ren wur­de die Ver­sor­gung des Dor­fes Rin­golds­wil aktu­ell. Die sehr be­scheidene Trink­was­ser­ver­sor­gung des Dor­fes Rin­golds­wil wur­de von einer Brunnengenossen­schaft getra­gen. Feh­len­de Lösch­ein­rich­tun­gen und ein gros­ser Erneue­rungs­be­darf der beste­henden Anla­gen führ­ten dazu, dass die WVG Sig­ris­wil ange­fragt wur­de die Ver­sor­gung durch Lösch- und Brauch­was­ser künf­tig sicher­zu­stel­len. Wie wich­tig ein Hydran­ten­netz ist, wur­de al­len klar, als nur einen Tag nach Inbe­trieb­nah­me der Hydran­ten­lei­tung im Dorf­kern am 10. De­zember 1989 ein Haus völ­lig abbrann­te. Ohne Hydran­ten wären wahr­schein­lich auch die be­nachbarten Häu­ser abgebrannt!

Nach der Inbe­trieb­nah­me der Stutz­was­ser­fas­sung in Mer­li­gen in 1990er Jah­ren und der bereits vor­her erfolg­ten Inbe­trieb­nah­me der Teuf­fen­gra­ben­fas­sun­gen im Mei­ers­maad bzw. der Sanie­rung des Pump­werks in Gun­ten im Jahr 1990, waren für eine Zeit­lang die Versorgungsprob­leme gelöst. Des­halb befass­ten sich die bei­den Ver­sor­gun­gen in den kom­men­den Jah­ren mit diver­sen klei­ne­ren und grös­se­ren Sanie­rungs­ar­bei­ten um die Infra­struk­tur im Schuss zu hal­ten. Im Jahr­hun­dert­som­mer 2003 bekam beson­ders die WVG Sig­ris­wil zu spü­ren, was es für Aus­wir­kun­gen haben kann, bleibt der ersehn­te Regen über Mona­te prak­tisch aus. Sämt­li­che Quel­len zeig­ten Mini­mal­schüt­tun­gen. Im Teuf­fen­gra­ben, wel­ches wie wir gehört haben, beson­ders für das obe­re und west­li­che Ver­sor­gungs­ge­biet die Rück­ver­si­che­rung dar­stellt, wur­den noch mick­ri­ge 62 l/min, anstatt den im Mit­tel gemes­se­nen Schüttun­gen von ca. 500–900 l/min gemes­sen. Die Dör­fer Sig­ris­wil, Endorf und Gun­ten muss­ten über Wochen prak­tisch aus­schliess­lich durch das Pump­werk Gun­ten ver­sorgt wer­den. In der sel­ben Zeit kam vom Amt für Was­ser und Abfall des Kan­tons Bern (kurz AWA genannt) erst­mals die Wei­sung eine Gene­rel­le Was­ser­ver­sor­gungs­pla­nung der Gemein­de Sig­ris­wil für einen Zeit­ho­ri­zont von ca. 30 Jah­ren zu erstel­len. Ein wich­ti­ger Bestand­teil die­ser Pla­nung bil­det die Ver­sor­gungs­si­cher­heit. Das AWA schreibt vor, dass jede Was­ser­ver­sor­gung auf eine zwei­te Was­ser­be­zugs­quel­le zurück­grei­fen kann um in Not­la­gen die Ver­sor­gung jeder­zeit auf­recht zu erhal­ten. Die WVG Sig­ris­wil erfüll­te zu die­ser Zeit bereits die Vor­ga­be, wird doch das Grund­was­ser­pump­werk als zwei­te Was­ser­be­zugs­quel­le, nebst den Quell­fas­sun­gen im obe­ren Ver­sor­gungs­ge­biet ange­se­hen. Anders die WVG Mer­li­gen, die nur auf die bei­den, bereits erwähn­ten, Was­ser­be­zugs­quel­len Büt­zen und Stutz zurück­grei­fen konn­te. Für Sig­ris­wil kam jedoch erschwe­rend die Andro­hung vom AWA hin­zu, die Was­ser­kon­zes­si­on für das Pump­werk Gun­ten, die bis ins Jahr 2029 rechts­kräf­tig ist, infol­ge feh­len­der Schutz­zo­ne, nicht ver­län­gern zu wol­len. Alle die­se geschil­derten Pro­ble­me und Vor­schrif­ten führ­ten dazu, dass die bei­den Was­ser­ver­sor­gen ab dem Jahr 2010 erst­mals ernst­haft über eine gemein­sa­me Was­ser­fil­ter­an­la­ge für die Quel­le Stutz nach­dach­ten. Die Quel­le Stutz ver­fügt zu jeder­zeit über eine gros­se Schüt­tung (min­de­stens 1700 l/min), neigt bei Nie­der­schlä­gen aber dazu eine erhöh­te Trü­bung auf­zu­wei­sen. Die Idee des gemein­sa­men Pro­jek­tes bestand nun dar­in, das Was­ser so auf­zu­be­rei­ten, dass es zu je­derzeit beste Qua­li­tät auf­weist und zu jeder­zeit sowohl von Mer­li­gen wie auch von Sig­ris­wil ge­nutzt wer­den konn­te. Durch die­ses Bau­vor­ha­ben konn­ten sich die bei­den Was­ser­ver­sor­gun­gen gegen­sei­tig den vom AWA gefor­der­ten zwei­ten Was­ser­be­zugs­ort lie­fern. Als im Jahr 2011 auch der über meh­re­re Mona­te dau­ern­de Pilot­ver­such erfreu­li­che Resul­ta­te zeig­te, wur­de das Pro­jekt noch kon­kre­ter. Im Jahr 2015 war es dann soweit, ein fer­tig aus­ge­ar­bei­te­tes Bau­pro­jekt konn­te an den bei­den Gene­ral­ver­samm­lun­gen, den Genos­sen­schaf­tern vor­ge­stellt und zur Ge­nehmigung emp­foh­len wer­den. Die Genos­sen­schaf­ter geneh­mig­ten das Bau­pro­jekt inkl. eines Kre­dits in der Höhe von knapp Fr. 2.9 Mio. Im August 2016 star­te­ten die Bau­ar­bei­ten, die 11 Mona­te spä­ter, näm­lich im Juli 2017 abge­schlos­sen wer­den konn­ten. Erst­mals wur­de fil­trier­tes Was­ser dem Ver­sor­gungs­netz zuge­führt. Seit­dem läuft die Anla­ge ohne grös­se­re Stö­run­gen. Beson­ders im Jahr 2018 waren wir aus­ge­spro­chen froh um die Anla­ge, da die Quel­len ähn­lich dem Jahr­hun­dert­som­mer 2003 wie­der­um zurück­gin­gen. Die Teuf­fen­gra­ben­quel­len traf es noch schlim­mer. Erst­mals seit der Fas­sung in den 1970er Jah­ren ver­sieg­te die Quel­le kom­plett. Ein Vor­gang, der bis zu die­sem Zeit­punkt unvor­stell­bar war! Auf­grund des­sen wur­den die Dör­fer Wiler, Endorf, Sig­ris­wil, Gun­ten und Mer­li­gen wäh­rend lan­ger Zeit aus­schliess­lich mit Stutz­was­ser versorgt.

Auf­grund der Erfah­run­gen der letz­ten Jah­re muss davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass ver­mehrt Trocken­pe­ri­oden herr­schen wer­den. Der Vor­stand sah sich ver­an­lasst, dass letz­te feh­len­de Pro­jekt zur Aus­füh­rung zu brin­gen, dass uns in Zukunft ermög­li­chen wird, jeden irgend­wo in unse­rem Ver­sor­gungs­ge­biet gefass­ten Liter Was­ser über­all­hin zu lei­ten bzw. zu pum­pen. Kon­kret star­te­ten im Jahr 2020 die Arbei­ten für die Pum­pen­ver­bin­dung vom Reser­voir Rötz­bach ins Reser­voir Stampf. Die Pump­ver­bin­dung ermög­licht es uns auch Stutz­was­ser vom Justi­stal oder Grund­was­ser von Gun­ten bis nach Schwan­den ins Reser­voir Stampf zu pumpen.

Nebst den eben gehör­ten Bau­pro­jek­ten sind aus den letz­ten Jah­ren noch fol­gen­de Ge­schehnisse her­vor­zu­he­ben: Im Jahr 2012 über­nahm die WVG Sig­ris­wil die bis anhin selbstän­dige Was­ser­ver­sor­gung WVG Tschin­gel. Eben­falls im Jahr 2012 beschlos­sen die bei­den Was­serversorgungen Sig­ris­wil und Mer­li­gen erst­mals gemein­sam einen Betriebs­lei­ter anzu­stel­len. Dadurch inten­si­vier­te sich die Zusam­men­ar­beit der Was­ser­ver­sor­gun­gen. Nach der Inbetrieb­nahme der gemein­sa­men UF-Anla­ge in Ober­hau­sen und dem fak­ti­schen, tech­ni­schen Zusam­menschluss rück­ten die bei­den Was­ser­ver­sor­gun­gen noch ein­mal näher zueinander.

Nach vie­len Gesprä­chen unter­ein­an­der, aber auch unter Ein­be­zug der Ein­woh­ner­ge­mein­de Sig­ris­wil und dem Amt für Was­ser und Abfall des Kan­ton Bern, ent­schie­den die bei­den Vor­stände eine Fusi­on der bei­den Was­ser­ver­sor­gun­gen Sig­ris­wil und Mer­li­gen genau­er zu prü­fen. An den bei­den Gene­ral­ver­samm­lun­gen vom März 2019 war es dann soweit. Bei­de Genossen­schaften stimm­ten der Fusi­on zu. Seit­dem nennt sich die Was­ser­ver­sor­gung: Wasserversor­gung Gemein­de Sigriswil.

Bereits in den 1960er Jah­ren wur­de erst­mals über einen tech­ni­schen Zusam­men­schluss disku­tiert. 1981 fan­den dann erst­mals offi­zi­el­le Fusi­ons­ge­sprä­che statt, die jedoch ergeb­nis­los blie­ben. Nun hat es 38 Jah­re spä­ter mit dem Zusam­men­schluss doch noch geklappt. Heu­te darf die Aus­sa­ge gemacht wer­den, dass das Zusam­men­füh­ren der bei­den Genos­sen­schaf­ten bes­tens funk­tio­niert hat.

Der Blick in die Zukunft

Egal ob Kli­ma­wan­del oder nicht. Was wir schon seit län­ge­rer Zeit beob­ach­ten ist der Umstand, dass nebst der im Jahr 2003 und 2018 aus­ser­or­dent­li­chen Trocken­heit, all­ge­mein die Quell­schüt­tun­gen zurück­ge­hen. Zudem steigt ste­tig auch die Was­ser­tem­pe­ra­tur direkt an der Quel­le. Da zugleich die Boden­tem­pe­ra­tur im Bereich der Was­ser­lei­tun­gen also in ca. 1.5m Tie­fe zunimmt, ver­schärft sich das Tem­pe­ra­tur­pro­blem bis zum Ver­brau­cher. Vor ein paar Jah­ren lau­te­te die De­vise: die Lei­tung muss ander­halb Meter in den Boden, damit das Was­ser im Win­ter nicht ge­friert. Heu­te ver­le­gen wir sie vor allem tief im Boden, damit das Was­ser nicht zu warm wird.

Seit Län­ge­rem lau­fen Abklä­run­gen für die Über­nah­me der WV Bären­egg. Zur­zeit befin­den sich die Abklä­run­gen auf der Ziel­ge­ra­den und schon im Früh­jahr 2021 wer­den die bei­den Genos­sen­schaf­ten ent­schei­den, ob es zur Über­nah­me kommt.

Noch län­ger dau­ern wer­den die Gesprä­che, ob allen­falls die Was­ser­ver­sor­gung ins Reust / Hor­ren­bach erwei­tert wer­den soll. Hier­zu sind zur­zeit noch vie­le offe­ne Fra­gen zu klä­ren. Im Zusam­men­hang mit die­sem mög­li­chen Pro­jekt steht sogar ein mög­li­cher Was­ser­aus­tausch mit der Was­ser­ver­sor­gung Eriz zur Dis­kus­si­on. Gespannt ver­fol­gen wir die Gesprä­che weiter.

Die WV Gemein­de Sig­ris­wil muss­te in ihrer Geschich­te schon vie­le Her­aus­for­de­run­gen mei­stern und sich neu­en Gege­ben­hei­ten anpas­sen. Auch in den näch­sten Jah­ren sehen wir diver­sen Her­aus­for­de­run­gen ent­ge­gen. Sicher her­vor­zu­he­ben ist, ob und wie es mit dem Grund­was­ser­pump­werk in Gun­ten nach dem Jahr 2029 wei­ter­geht. Fin­den wir kei­ne Lösung, sind wir mit­tel­fri­stig wie­der­um ange­wie­sen einen wei­te­ren Was­ser­be­zugs­ort zu erschlies­sen. Nahe­lie­gend wäre wahr­schein­lich eine Ver­bin­dung mit der Was­ser­ver­sor­gung Oberhofen.

Die Sicher­stel­lung von Trink‑, Brauch- und Lösch­was­ser kennt kei­ne Betriebs­fe­ri­en und der­glei­chen. Wir von der WV Gemein­de Sig­ris­wil geben täg­lich unser Bestes um für die Zukunft gewapp­net zu sein.

«Was­ser ist unser Bier»